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Influenza-Erkrankungen

Die Influenza, auch „echte Grippe“ genannt, ist eine durch Influenza-Viren verursachte Infektionskrankheit. Sie breitet sich sowohl durch Tröpfcheninfektionen (durch Niesen oder Husten einer infizierten Person) als auch Schmierinfektionen (Berührung von Gegenständen mit angelagerten Absonderungen von Nase oder Hals infizierter Personen) von Mensch zu Mensch aus. Klar abzugrenzen ist sie von grippalen Infekten (auch „Verkühlung“, „Erkältung“), mit welchen sie oft verwechselt wird.

Auch in Österreich kommt es fast jedes Jahr in den Herbst- bzw. Wintermonaten zu einer Grippewelle, bei der sich 5-15% der Bevölkerung anstecken und viele davon erkranken. Jährlich sterben, mit Schwankungen, rund 1.000 Menschen an einer Ansteckung mit Influenzaviren. Abgesehen von älteren Menschen, Schwangeren und Menschen mit chronischen Grunderkrankungen haben v.a. Säuglinge und Kleinkinder ein Risiko für schwere Verläufe. In der Saison 2017/18 beispielsweise starben neun Kinder nachweislich an der „echten Grippe“, und auch 2018/19 sind mindestens fünf Todesfälle durch Influenza bei Kindern aufgetreten (Quelle: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz).

Generell spielen Kinder eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Influenza. Deshalb wird u.a. für sie ab dem vollendetem sechsten Lebensmonat eine Grippeimpfung empfohlen. Die Impfung stand daher in der Saison 2020/21 erstmals (bis zum vollendeten 15. Lebensjahr) im Rahmen des kostenfreien Kinderimpfprogramms zur Verfügung (Siehe auch: Geimpfte Kinder – kostenfreies Kinderimpfprogramm).

Für die Erfassung der epidemiologischen Situation der Influenza in Österreich ist die österreichische Referenzzentrale für Influenza-Epidemiologie am Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Wien der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) verantwortlich. Die Überwachung (Surveillance) basiert hauptsächlich auf dem klinischen und dem virologischen Sentinella-Surveillancesystem, welche getrennt voneinander operieren. Dabei werden Grippe- bzw. grippeähnliche (ILI=Influenza-like illness) Erkrankungsfälle erfasst. Während für das virologische System Nasen-Rachenabstriche von ILI-Fällen beim nationalen Referenzlabor untersucht werden, basiert das seit der Saison 1992/93 etablierte klinische Sentinella-Surveillancesystem auf Meldungen von identifizierten ILI-Krankheitsfällen. Im Folgenden werden die Zahlen des letzteren Systems berichtet. Die wöchentlichen Meldungen von ausgewählten Meldeärztinnen und -ärzten werden dafür auf die österreichische Bevölkerung extrapoliert. Deshalb handelt es sich um hochgerechnete Schätzwerte, welche mit statistischen Unsicherheiten behaftet sind.

Bezug zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes

Artikel 24 des Übereinkommens über die Rechte des Kindes normiert die Gesundheitsvorsorge. Danach erkennen die Vertragsstaaten das Recht des Kindes auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit an, sowie auf Inanspruchnahme von Einrichtungen zur Behandlung von Krankheiten und zur Wiederherstellung der Gesundheit. Die Vertragsstaaten bemühen sich sicherzustellen, dass keinem Kind das Recht auf Zugang zu derartigen Gesundheitsdiensten vorenthalten wird.

Entwicklung

Grundsätzlich sind die saisonalen Schwankungen der Influenzaaktivität auf jährliche Veränderungen der zirkulierenden Influenzavirus-Stämme und der in der Bevölkerung vorliegenden Immunität dagegen zurückzuführen.

Die Überwachung der Influenzawelle einer Saison beginnt üblicherweise frühestens in der Kalenderwoche (KW) 40 im alten Jahr und endet spätestens mit der KW 15 des neuen Jahres. Während der Ferienzeit um KW 51 bis zur ersten KW ist die ILI-Inzidenz aufgrund eines deutlichen Rückgangs der Anzahl von Meldeärztinnen und -ärzten in der Regel beträchtlich unterschätzt und nicht zuverlässig. Für Kinder ab 15 sind keine gesonderten Zahlen verfügbar – u.a. auch, weil die Inzidenzzahlen der 15- bis 65-Jährigen mit der Anzahl neu gemeldeter Krankenstände wegen akuter respiratorischer Infektionen verglichen werden.

Wie üblich waren auch seit 2014/15 Kinder überproportional stark von der Influenza betroffen, insbesondere die unter Fünfjährigen. Die durchschnittlichen Höchststände der wöchentlichen Neuinfektionen waren bei ihnen im Mittel seit 2014/15 mehr als doppelt so hoch wie die aller Altersklassen.

Gemessen an den geschätzten wöchentlichen Höchstwerten und verglichen mit den fünf Saisonen davor war die Grippesaison 2019/20 sowohl insgesamt (2.314,1 Neuerkrankungen pro 100.000 in der KW 6) als auch bei den 5- bis 14-jährigen Kindern (3.597,6 in KW 5) die stärkste. Bei den Jüngsten war die ISI-Inzidenz nur 2014/15 mit 5.328,2 in der sechsten Kalenderwoche noch höher.
Die schwächste Welle dieser sechs Jahre stellte die der Saison 2018/19 (1.367,1 wöchentlich pro 100.000 in der KW 6) dar. Nur in der Gruppe der unter 5-Jährigen war der Höhepunkt in der Saison 2016/17 mit 3.141 Neuerkrankungen pro 100.000 Gleichaltriger in der sechsten Kalenderwoche noch niedriger.

Grippewellen – Höchststände nach Kalenderwochen (KW) und Influenza-Aktivitätenindex
Quelle: Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, österreichische Referenzzentrale für Influenza-Epidemiologie, Influenza-Jahresberichte 2014/15 – 2019/20

SaisonHöchsstand InsgesamtHöchststand 0- bis 4-JährigeHöchststand 5- bis 14 JährigeÜberwachungswochenhöchste Aktivitätsstufe**
2014/15KW 7/15KW 6/15KW 51/14281 Woche hoch
2015/16KW 6/16KW 8/16KW 6/16*typisch
2016/17KW 2/17KW 6/17KW 4/17241 Woche hoch
2017/18KW 7/18KW 6 und 7/18KW 6/18255 Wochen typisch
2018/19KW 6/19KW 6/19KW 5/19273 Wochen moderat
2019/20KW 6/20KW 6/20KW 5/20232 Wochen hoch
* nicht im Jahresbericht angeführt
** lt. vom European Influenza Surveillance Network (EISN) standardisierter Aktivitätsindex. Er beruht auf den ILI-Daten der jeweils 10 vorangegangen Saisonen und ist somit ein relativer Indikator. Wöchentliche Indexwerte von 0-40% repräsentieren eine geringe, >40-80% eine moderate, >80-120% eine typische und >120% eine hohe Aktivität.

Während der Höhepunkt bei den 0- bis 4-Jährigen über den Betrachtungszeitraum im Mittel (KW 6,4) etwas später als bei allen (KW 5,7) erreicht wurde, waren die 5- bis 14-jährigen Kinder etwas früher dran. Bei ihnen wurde er gemittelt bereits in der vierten Kalenderwoche erreicht.

In der Saison 2020/21 zeichnet sich ab (Stand März 2021), dass u.a. die Maßnahmen gegen SARS-CoV-2 auch die Grippeviren eindämmen, und es ist noch keine epidemische Influenzavirusaktivität zu verzeichnen. Auch die Auswirkungen der Integration der Grippeimpfung in das kostenfreie Kinderimpfprogramm auf die Impfquote können noch nicht beurteilt werden.

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