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Geimpfte Kinder – kostenfreies Kinderimpfprogramm

Zu den wichtigsten und wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen in der Medizin gehören Impfungen. Einerseits sind, was das vorrangige Ziel darstellt, geimpfte Kinder und Erwachsene im Regelfall vor der entsprechenden, unter Umständen lebensbedrohlichen Krankheit geschützt. Zudem können von Mensch zu Mensch übertragbare Infektionskrankheiten durch eine hohe Impfbeteiligung der Bevölkerung und somit hohe Durchimpfungsraten („Herdenimmunität“) zurückgedrängt oder sogar ausgerottet werden (z.B. Kinderlähmung).

Die Weiterentwicklung der Impfstoffe in den neunziger Jahren hatte dazu geführt, dass immer mehr Kombinationsimpfstoffe auf den Markt kamen. Die Preise dieser Produkte waren jedoch für viele Eltern nicht mehr tragbar. Daher wurde ab dem Jahre 1998 das von der damaligen Gesundheitsministerin Hostasch ins Leben gerufene Impfkonzept für Kinder etabliert. Das Gratis-Kinderimpfprogramm ermöglicht allen in Österreich lebenden Kindern bis zum 15. Lebensjahr Zugang zu wichtigen Impfungen, unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Erziehungsberechtigten.

Die Ausgaben dafür, welche sich derzeit auf rund 25 Mio. € pro Jahr belaufen, werden seither zu 2/3 vom Bund und je 1/6 von den Ländern und von der Sozialversicherung getragen. Gemäß Finanzrahmen des Bundes waren für 2020 16,9 Mio. € veranschlagt. Die Prioritäten wurden einerseits auf sehr häufig vorkommende Erkrankungen, andererseits auf seltene, sehr schwer verlaufende Krankheiten gesetzt. Eine weitere Vorgabe war, dass man die Kinder mit möglichst wenigen Stichen gegen möglichst viele Krankheiten schützt. Die eingesetzten Arzneispezialitäten werden dabei laufend auf Basis wissenschaftlicher Empfehlungen neu evaluiert.

Für eine Übersicht zu den Impfempfehlungen für Kinder bis zum 15. Lebensjahr und den im kostenfreien Impfprogramm enthaltenen Impfungen siehe: Empfohlene Kinderimpfungen (bis zum 15. Lebensjahr)

Bezug zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes

Artikel 24 des Übereinkommens über die Rechte des Kindes normiert die Gesundheitsvorsorge. Danach erkennen die Vertragsstaaten das Recht des Kindes auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit an, sowie auf Inanspruchnahme von Einrichtungen zur Behandlung von Krankheiten und zur Wiederherstellung der Gesundheit. Die Vertragsstaaten bemühen sich sicherzustellen, dass keinem Kind das Recht auf Zugang zu derartigen Gesundheitsdiensten vorenthalten wird.

Entwicklung

Zahlen zur Inanspruchnahme des kostenlosen Impfangebots für Kinder und Jugendliche wurden im Rahmen der österreichischen Gesundheitsbefragung (ATHIS – siehe Befragungen zur Kindergesundheit – HBSC und ATHIS) erstmals 2014 und erneut 2019 von den Erziehungsberechtigten abgefragt und hochgerechnet. Der befragte Elternteil gab dabei jeweils Auskunft über alle im Haushalt lebenden Kinder.

Für den überwiegenden Teil der rund 1,5 Mio. Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren wurde laut Angabe der Eltern sowohl 2014 (91,0%) als auch 2019 (91,9%) das kostenlose Impfangebot angenommen. Bei der geringfügigen Steigerung zwischen den Befragungen kann angesichts der hochrechnungsbedingten Unsicherheiten und der bisher nur geringen Anzahl an Erhebungen nicht von einem Trend gesprochen werden. Diese hohe Zustimmung bildet sich dabei für alle Altersgruppen ab (Werte von 89,6% bis 93,4% je nach Altersgruppe und Jahr), und auch diesbezüglich kann – auch aufgrund der statistischen Schwankungen – von keinen wesentlichen Unterschieden gesprochen werden.
Aufgeschlüsselt nach Bundesländern wurde das Impfprogramm laut den Befragungen in beiden Jahren in Wien (94,7% bzw. 95,4%) und im Burgenland (94,4% bzw. 95,1%) am besten angenommen. Am geringsten fiel die Beteiligung im Jahr 2014 in Salzburg (85,7%) und im Jahr 2019 in Oberösterreich (87,4%) aus, jeweils gefolgt von Vorarlberg (88,7% bzw. 88,3%).
Während keine Geschlechtsunterschiede hinsichtlich des Impfverhaltens zu beobachten waren, zeigte sich bei der Befragung 2019 eine noch höhere Annahme des Impfangebots bei Personen mit Migrationshintergrund (94,7%) als bei solchen ohne. Dieser Unterschied zeigte sich, wenn auch nur gering, ebenso bezüglich der Staatsangehörigkeit (Ausland: 93,8%; Österreich: 91,2%).

Es ist bekannt, dass ein Teil der Eltern das Impfen ihrer Kinder ablehnt. Impfungen werden, obwohl sie nur in einem geringen Ausmaß mit Risiken bei verhältnismäßig großem Nutzen verbunden sind, öffentlich – teilweise sehr emotional – diskutiert. Jene Eltern, welche das Impfangebot nicht angenommen hatten, wurden nach den Gründen gefragt.

Unter den restlichen 8,1% bzw. hochgerechnet rund 123.500 Kindern, deren Eltern laut der Befragung 2019 das Angebot nicht annahmen (2014: 9,0% bzw. 134.200 Kinder), war mit 60,9% der häufigste Grund der Ablehnung, dass Impfen als schädlich bewertet wurde (2014: 59,8%). Wichtig anzumerken ist hier, dass eine Adaptierung des Befragungsformats vorgenommen wurde. So konnte 2014 nur eine Antwort angegeben werden (und die Anteilswerte summieren sich auf 100%), bei der Befragung 2019 hingegen waren Mehrfachantworten möglich. Deshalb gaben 2019 mit 58,7% der ablehnenden Eltern fast genauso viele an, dass sie Impfungen (auch) für überflüssig halten. Bei der Befragung 2014 waren es nur 19,2% (die Angabe „schädlich“ und „überflüssig“ war nicht möglich – woraus man schließen kann, dass der ersten im Allgemeinen eine höhere Priorität zugemessen wird).
15,3% hatten 2019 keine Information darüber erhalten, dass Impfungen notwendig sind. Dieser Grund wurde häufiger bei älteren Kindern genannt (bei 14- bis 17-jährigen Kindern: 22,1%) bzw. von Eltern mit Migrationshintergrund (25,0%) oder nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft (24,1%).

 

 

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